Themenabend «Dark Sky Herbst»
Tickets MehrVortrag von Dr. Kristina A. Kipfer: «Licht ins Dunkle bringen: Was uns der Blick in den Sternenhimmel alles erzählen kann»
Warum ist der Himmel überhaupt dunkel? Was bedeutet es eigentlich, wenn etwas am Himmel «hell» ist - und wie beeinflusst Lichtverschmutzung unsere Orientierungsfähigkeit und unsere «Sicht» auf das Universum?
In ihrem Vortrag ging Astrophysikerin Dr. Kristina A. Kipfer der Frage nach, wieso Kometen in der Antike als Unglücksbringer und als schlechtes Omen galten und wieso Kometen, die Überbleibsel aus der Anfangszeit des Sonnensystems, für uns heute interessant sind.
Im Anschluss an ihren inspirierenden Vortrag konnten wir Frau Dr. Kristina A. Kipfer einige Fragen stellen.
Vielen Dank für Ihren Vortrag! Was für eine Stimmung - wie haben Sie den Abend erlebt?
Zuerst einmal vielen Dank für die Einladung! Es hat mich sehr positiv überrascht, wie viele Leute an einem Mittwochabend doch den Weg nach Niedermuhlern gefunden haben. Ich war begeistert von der Faszination der Besucher:innen und natürlich auch vom Planetarium, das uns trotz etwas trübem Himmel einen Blick in den Kosmos ermöglicht hat.
Was machen Kometen für Sie so besonders und faszinierend?
Zum einen ist da die historische Faszination. Seit Jahrtausenden faszinieren die grossen Kometen die Menschheit, und ihr Erscheinen am Nachthimmel wurde in Büchern und Gemälden festgehalten. Periodisch wiederkehrende und helle Kometen wie Halley sind dabei noch einmal etwas ganz Besonderes.
Zum anderen sind da natürlich die Bestandteile der Kometen. Besonders interessant für mich ist, aus welchem Eis sie genau bestehen. Kometen verbringen einen Grossteil ihres „Lebens“ weit draussen im Sonnensystem, wo kalte Temperaturen herrschen. Damit sind sie quasi eine Art „Zeitkapsel“ aus den Anfängen unseres Sonnensystems und können uns wichtige Informationen darüber geben, welche Moleküle aus früheren Entwicklungsstadien eines Planetensystems vererbt werden könnten.
Die Rosetta-Mission hat den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko in bislang unerreichtem Detail untersucht und uns neue, bisher in Kometen unentdeckte Moleküle offenbart, darunter den Nachweis der einfachsten Aminosäure Glycin!
Welche Kometen lassen sich in nächster Zeit besonders gut beobachten?
Ich war immer eher eine Laborratte, die in ihrem dunklen Kämmerchen geforscht hat, als selbst auf Kometenjagd zu gehen. Dennoch ist Komet Lemmon in nächster Zeit gut beobachtbar, obwohl er seine maximale Helligkeit bereits Ende Oktober erreicht hat. Da es sich um einen langperiodischen Kometen handelt, lohnt es sich trotzdem, einen Blick auf ihn zu werfen!
Der Tschuri sieht ja wie ein Quietscheentchen aus, gibt es noch weitere Kometen, die einem Tier- oder Gegenstand ähneln?
Tschuri ist natürlich ein ganz spezieller Kandidat, andere Kometenkerne regen die Fantasie etwas weniger an. Viele sehen eher aus wie ganz gewöhnliche Kieselsteine, wie man sie auch am Flussufer finden könnte. Trotzdem finde ich Komet 81P/Wild 2 sehr interessant, der ein wenig so aussieht, als hätte er auf einer Seite ein Loch. Auch der Kern von 8P/Tuttle ist faszinierend, denn Radarbeobachtungen lassen vermuten, dass er ein bisschen wie eine Erdnuss geformt ist.
Nächstes Jahr ist spannend für die Astronomie, auf was freuen Sie sich am Meisten?
Puh, das ist schwierig zu sagen. Ich drücke natürlich die Daumen für den Artemis 2 Launch (die neuen Mondmissionen der NASA) und hoffe auf gelungene Flybys von Juice und Europa Clipper (Raumsonden). Ausserdem wird uns Komet 10P/Tempel noch einen Besuch abstatten, und ich bin gespannt auf das First Light des Square Kilometer Arrays, dass allerdings erst für 2027 erwartet wird.