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Warum haben wir eigentlich ausgerechnet sieben Wochentage?
Was haben Beyoncé, Julius Caesar und ein chinesischer Astronom gemeinsam? Sie alle leben nach der Rhythmik der sieben Tage Woche, eine Tradition, die aber sogar noch älter ist als das römische Kaiserreich.
Eine Woche hat sieben Tage, punkt. Ist so, weil war so, weil bleibt so, könnte man meinen. Ob es so bleiben wird, sei dahingestellt, zumal aktuell Ideen, wie die 4-Tage [Arbeits-]Woche zusehends an Popularität gewinnen. Dass es immer so war, ist aber ganz klar inkorrekt. Noch zur Zeit der römischen Republik, also vor Julius Caesars Machtergreifung, war in Rom eine 8-Tage Woche in Gebrauch, wobei der achte Tag ein Markttag war.
Da dieser Kalender durch Priester und Politiker immer wieder zu deren Gunsten (z.B. zur Amtszeitverlängerung) willkürlich angepasst wurde, ersetzte Caesar ihn durch «seinen eigenen«, den Julianischen Kalender, und etablierte so unter anderem die 7-Tage Woche. Gleichzeitig legte er die Dauer eines Jahres auf 365 Tage fest, wobei jedes vierte Jahr einen zusätzlichen Tag besass, also ein Schaltjahr mit 366 Tagen war.
2. Nur das Sonnenjahr ist wissenschaftlich auch wirklich messbar. 365 bzw. 366 sind rein Kalendarische Werte, auf die man sich irgendwann geeinigt hat.
Keine schlechte Annäherung an den tatsächlichen Wert...
Heute wissen wir, dass die tatsächliche Dauer des sogenannten Sonnenjahrs, also eines kompletten Orbits um die Sonne, einer Länge von 365.24(219878) Tagen entspricht. Caesars gemittelte Jahreslänge (365.25 Tage) kommt diesem Wert ziemlich nahe.
Das ist aber nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es vermutlich bereits den Menschen des Neolithikums gelungen ist, die Länge eines Jahres zu ermitteln. Hierzu genügt es die Tage zu zählen, bis die Sonne wieder an exakt der gleichen Stelle steht.
Leider lässt sich die Dauer unserer Bewegung um die Sonne nicht in eine ganzzahlige Anzahl von Rotationen der Erde um ihre eigene Achste unterteilen und es müssen noch 5.76 Stunden eines weiteren Tages angebrochen werden, um die gesamte Dauer auszufüllen.
Es ist aber handlicher über einen Kalender zu verfügen, der einfach eine definierte Anzahl ganzer Tage besitzt, weswegen Caesar sich vermutlich für die 365 Tage eines regulären Jahres entschied. Hinzu kommt noch die Länge von 366 Tagen für ein Schaltjahr, um die Abweichung von den 365.25 Tagen auszugleichen.
...aber nicht genau genug.
Jahrhunderte später sollte sich Caesars Wert dann doch als zu ungenau herausstellen, was im Endeffekt die Kalenderreform durch den Gregorianischen Kalender nötig machte. So oder so ist keine dieser Zahlen vernünftig durch sieben teilbar. Mit einer 5-Tage Woche hätte man sich in diesem Fall den grösseren Gefallen getan.
Es gibt aber selbstverständlich einen Grund dafür, dass sich die Römer dennoch die 7-Tage Woche antaten. Um der Ursache auf den Grund zu kommen, genügt es, sich die römischen Tagesbezeichnungen anzusehen (siehe Tabelle).
Jedem Tag ist einer der sieben, von Auge beobachtbaren, Himmelskörper zugeteilt worden. In Quellen aus dem englischsprachigen Raum wird diese Zuteilung oft als «planetary week» (etw. planetarische Woche) bezeichnet.
Dabei wird aber ausser Acht gelassen, dass der Mond und die Sonne bekanntlich keine Planeten sind. Konsequenterweise müsste ein rein planetarische Woche nur fünf Tage haben, was z.B. in Java zumindest zeitweise der Fall war. Es ist allerdings unklar, ob man sich dabei an den Planeten orientiert hat.
Dennoch ist es naheliegend allen hellen, gut beobachtbaren Himmelskörpern jeweils eine Gottheit zuzuordnen, da ihre gleichförmigen Bewegungen am Himmel stark an die Fahrt eines Streitwagens erinnern. Im Mesopotamien der Assyrer und Babylonier kam man sogar mehr als 1'000 Jahre vor den Römern schon auf die Idee, den Himmelskörpern Gottheiten zuzuordenen.
Der grösste beobachtbare Planet war Marduk (bei uns Jupiter). Der hellste hingegen Ishtar (bei uns Venus). Ishtar scheint eine besonders wichtige Gottheit gewesen zu sein, immerhin wurde ihr das grosse Eingangstor zu Babylon geweiht.
Auch auf Marduk gibt es Hinweise auf dem Tor. Sein Begleittier, die mystische Kreatur Mušḫušḫu, ein Schlangen-Löwe Mischwesen ist neben zahllosen Stieren abgebildet.
Die verfügbare Literatur ist jedoch uneindeutig, wenn es darum geht, ob damals die Tage einer Woche ebenfalls eine bestimmte Reihenfolge besassen. Fest steht dass eine 7-Tage Woche ebenfalls in der hebräischen Bibel erwähnt wird, also keine exklusiv römische Erfindung sein kann.
Dass man Beobachtungen nicht immer ganz korrekt interpretierte zeigt sich auch an der in Indien ehemals gebräuchlichen 9-Tage Woche. Die dortigen Astronomen kamen bei der Beobachtung von Sonnenfinsternissen zum Schluss, dass eine schwarze Scheibe, welche sich vor die Sonne schob, ein sonst unsichtbarer Planet sein müsse.
Da es jeweils zwei Überschneidungspunkte zwischen der Ebene der Erdumlaufbahn und Mondbahn gibt, waren sie der Überzeugung, dass es insgesamt zwei solche unsichtbaren Planeten geben müssem und nannten sie Rahu bzw. Ketu.
5. Die Umlaufbahn unseres Mondes ist gekippt im Vergleich zur Ebene der Erdumlaufbahn (auch Ekliptikebene).
Anstelle von Götternamen werden die Schnittpunkte heute als aufsteigender bzw. absteigender Mondknoten bezeichnet, je nach Bewegungsrichtung des Mondes. Abhängig von unserer Position auf der Erde kann es aber bei beiden Knoten sowohl zu einer Mond-, als auch zu einer Sonnenfinsternis kommen.
Es gibt also für alle hier vorgeschlagenen Wochenlängen «gute» astronomische Gründe. Wer weiss, vielleicht wird die Woche in der Zukunft doch nur noch fünf Tage haben.
Bilder
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Planetarische Ausrichtung am 28.08.2024. (starwalk.space/en/news/what-is-planet-parade)
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Informative Grafik zur Unterscheidung von «normalem», Sonnen- und Schaltjahr.
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Tabelle mit mehrsprachlicher Bezeichnung der Wochentage und Zuordnung der Himmelskörper.
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Foto der Autorin am Ishtar-Tor in Berlin, 15.07.2019.
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Informative Grafik zur Erklärung der Mond-Umlaufbahn im Vergleich zur Ekliptikebene der Erde.
Quellen
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D.H. Kelley und E.F. Milone, Exploring Ancient Skies - A Survey of Ancient and Cultural Astronomy, New York: Springer Science+Business Media, LLC, 2011.
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R. Harrison, "Days of the Week," Truman State University, 2024. rharriso.sites.truman.edu/latin-language/days-of-the-week
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S.M. Hoffman, Wie der Löwe an den Himmel kam - Auf den Spuren der Sternbilder, Stuttgard: KOSMOS Verlag, 2021.
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T. Darvill, "Keep time at Stonehenge," Antiquity, vol. 96, no. 1, pp. 319-335, 2022.
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V. Hocken, "How Long Is a Tropical Year / Solar Year?," time and date. timeanddate.com/astronomy/tropical-year.html