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Kometenjagd Teil 2: Mehr Medienaufmerksamkeit für gefährliche Kometen!

Asteroiden machen regelmässig Schlagzeilen, aktuell z.B. Asteroid 2024 YR4. Dabei würde er erst 2032 auf der Erde einschlagen. Kometen hingegen bleiben als potenzielle Gefahr oft unbeachtet oder sogar unbeobachtet - dabei sind sie mindestens ebenso gefährlich.

Kometen entfalten ihre volle Pracht erst, wenn sie der Sonne nahekommen. Ihre Wärme bringt die eisigen Oberflächen zum Verdampfen und erzeugt dabei gigantische Schweife aus Gas und Staub, die Millionen von Kilometern lang werden können.

Gleichzeitig werden die Kometen durch diesen Vorgang überhaupt erst detektierbar. Kometen sind nämlich für Sonnensystem-Massstäbe relativ klein und reflektieren nicht unbedingt viel Licht.

Dennoch kann das scheinbar so harmlose auch sehr schnell zu einer massiven Bedrohung für unser Dasein werden: Ein Einschlag auf der Erde könnte katastrophale Folgen haben, wie den Verlust unserer Ozonschicht oder den Beginn einer neuen Eiszeit.

1. Der Aufbau von Kometen. Der eigentliche Komet, der Kern, ist im Vergleich zum Schweif winzig klein.

Einschlagwahrscheinlichkeit von Kometen

Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag ist zwar gering (alle ein bis zwei Millionen Jahre), doch bei bestimmten Kometenarten nicht so gering, wie oft angenommen wird. Ausserdem kann ein einziger Einschlag genügen, um das Leben auf der Erde grundlegend zu verändern. Es ist daher im Interesse der gesamten Menschheit, neben den Asteroiden auch die Kometen zu überwachen und den Himmel systematisch nach ihnen abzusuchen.

Gefährliche und weniger gefährliche Kometen

Als besonders gefährlich haben sich die langperiodischen Kometen herausgestellt, da diese mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind, als kurzperiodische Kometen. Ihre erhöhte Geschwindigkeit ist auf ihre Ansiedlungsgeschichte in der Oortschen Wolke zurückzuführen. Es gibt lediglich zwei Kometen-Reservoirs im Sonnensystem. Den Kuipergürtel jenseits der Neptun-Bahn, sowie die Oortsche Wolke, die weit dahinter anfängt und bis ca. 50'000 AU reichen soll.

2. Die Lage der beiden Kometen-Reservoirs - Kuipergürtel & Oortsche Wolke - im Sonnensystem.

Während die Kuipergürtel-Kometen sich brav in der gleichen Ebene und Richtung wie die Planeten bewegen, wurden die Kometen, die heute die Oortsche Wolke bilden, einst von grösseren Körpern abgelenkt, beschleunigt und weit an den Rand des Sonnensystems geschleudert. Sie werden aber nach wie vor gravitativ von unserer Sonne angezogen und kehren daher regelmässig ins innere Sonnensystem zurück.

Allerdings umfasst «regelmässig» in diesem Fall Zeitspannen zwischen 200 und mehreren Millionen Jahren. Entsprechend dem dritten Keplerschen Gesetz, beschleunigen die langperiodischen Kometen immer stärker, bis sie schliesslich am sonnennächsten Punkt ihrer Umlaufbahn angelangt sind.

Beobachter*innen auf der Erde haben in diesem Fall weniger Zeit, den Kometen zu entdecken, seine Bahn zu berechnen und zu bestimmen, ob er uns potenziell bedrohen könnte, da Kometen erst in einer Distanz von ca. 1 AU zur Sonne genügend aufgetaut sind, um einen Schweif bilden zu können (siehe Abbildung 3).

3. Der «Lebenszyklus» eines Kometen auf seiner Reise um die Sonne herum.

Die gefährlichsten Kometen

Noch gefährlicher sind Kometen, die überhaupt keinen Schweif ausbilden. Sowohl auf «Dead Comets» (engl. «tote» Kometen), als auch «Dark Comets» (engl. «dunkle» Kometen) trifft dies zu. Allerdings ist die Ursache bei diesen Kometen-Arten genau gegenteilig.

Während den dunklen Kometen die für einen Schweif benötigten Materialien schlicht abhandengekommen sind, ist die Oberfläche von toten Kometen mit schwerem Material versiegelt, wodurch das Austreten von allenfalls noch vorhandenem Material verhindert wird.

4. Übersichtstabelle zu den verschiedenen Kometen-Typen und deren Eigenschaften.

So oder so hätten Kometen deutlich mehr Medienaufmerksamkeit verdient. Schliesslich werden sie ja genau so wie Asteroiden vom PDCO (Planetary Defense Coordination Office) der NASA überwacht.

Die nicht das Leben auf der Erde bedrohenden Kometen, bleiben derweil für Lai*innen ein schönes Betätigungsfeld. Insbesondere diejenigen Kometen, die immer im ungefähr gleichen, stark begrenzten Bereich des Nachthimmels anzutreffen sind. Glücklicherweise ist dieser zudem relativ stark bevölkert.

Die Rede ist hauptsächlich von kurzperiodischen Kometen. Sie sind nahe der Ekliptik Ebene angesiedelt, auf welcher auch die Planeten anzutreffen sind und daher ein gutes Ziel für das Heim-Teleskop.

5. Kurzperiodische Kometen in der Ekliptik Ebene.

Am Ende dieser Artikel-Serie wollen wir daher darauf eingehen, wie wir selbst mit Hilfe unserers Teleskops einen Kometen zu finden gedenken. Vorher gilt es aber auch, die Technik hinter dem dazu notwendigen Equipment zu verstehen, weshalb wir einen genaueren Blick auf die Funktionsweise der CCD-Kameras werfen müssen.

Bilder
 

  1. Illustration zum Aufbau eines Kometen. In Eigenproduktion.
  2. Lage der Kometen-Reservoirs. Aus M.F. A'Hearn, 2006 (links) und J. Bennett et al., 2020 (rechts). Übersetzung auf Deutsch in Eigenproduktion.
  3. Lebenszyklus eines Kometen. Aus J. Bennett et al., 2020. Übersetzt auf Deutsch in Eigenproduktion.
  4. Übersichtstabelle zu den Kometen-Typen
    • Normale Kometen (eso.org/public/images/phot-mar14-hbs-2)
    • Dark Comets (jpl.nasa.gov/images/pia19298-comet-scanned-by-nasa-radar)
    • Dead Comets (science.nasa.gov/resource/dead-comet)
    • Asteroiden (asteroidmission.org/?attachment_id=12476#main)
  5. Kurzperiodische Kometen in der Ekliptik Ebene. Aus J. Mou und I. Webster, "Encke-type Comets," SpaceReference.org, 2021. (spacereference.org/category/encke-type-comets)

Quellen
 

  • A. G. Taylora, J.K. Steckloff, D.Z. Seligman, D. Farnocchia, L. Dones, D. Vokrouhlický, D. Nesvorný und M. Micheli, "The Dynamical Origins of the Dark Comets and a Proposed Evolutionary Track," Icarus, 15.09.2024, pp. 1-17.
  • D. Vokrouhlický, D. Nesvorný und L. Dones, "Origin and Evolution of Long-period Comets," The astronomical Journal - The American Astronomical Society, Mai 2019, pp. 1-27.
  • H. Toth, "How to find a comet before it hits Earth," NAU - Northern Arizona University, 12.12.2024. (news.nau.edu/hemmelgarn-comets)
  • J. Bennett, M. Donahue, N. Schneider und M. Voit, The Cosmic Perspective, New York: Pearson, 2020.
  • K. Altwegg, H. Balsiger und S.A. Fuselier, "Cometary Chemistry and the Origin of Icy Solar System Bodies: The View After Rosetta," Annual Review of Astronomy and Astrophysics, 10.06.2019, pp. 113-155.
  • L. Neslušan und D. Tomko, "The impact hazard of near-Sun comets," Monthly Notices of the Royal astronomical Society, 12.03.2022, pp. 3414-3421.
  • M.F. A'Hearn, "Whence Comets?," Science - Stardust, 15.12.2006, pp. 1708-1709.
  • M. Mobberley, Hunting and Imaging Comets, New York: Springer Science+Business Media, 2011.
  • P. Ghosh, "UN monitors asteroid with a tiny chance of hitting Earth," BBC, 03.02.2025. (bbc.com/news/articles/cqx9dgpx98go)

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