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Wo die Dark Sky Zone direkt hinter der Hauptstadt anfängt, oder: Der erste Dark Sky Park der Schweiz (Teil 1)
In der Nähe von Bern hat sich eine einzigartige Region zur ersten Dark Sky Zone der Schweiz entwickelt. Wie es dazu kam, was eine Dark Sky Zone überhaupt ausmacht und wie man sie schützen aber auch geniessen kann, das zeigen wir in diesem Blog-Post.
Bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, war es in der Stadt Bern aufgrund des städtischen Streulichts schwierig geworden, den Sternenhimmel auf wissenschaftlichem Niveau zu beobachten.
Auch den Amateuren auf Expertenniveau, wie z.B. dem Gründer der Stiftung Sternwarte Uecht - Willy Schaerer - war klar, dass der Stadthimmel für seine tiefgreifenden astronomischen Beobachtungen längst ungenügend geworden war. Daher errichtete er seine Sternwarte 1951 auf der Uecht, rund 1000 m.ü.M. und oberhalb des Dorfes Niedermuhlern. Seine Frau half ihm bei der Ausholung der Grundmauern (siehe Abbildung 2).
1. Die historische Sternwarte noch vor dem Anbau des Schulungsraums im EG, von Süden.
2. Willy Schaerers Frau Emilia bei der Auslotung.
Damals - wie heute - so weit weg von Bern, wie nötig, um einen praktisch nicht lichtverschmutzen Nachthimmel beobachten zu können, aber noch nahe genug an der Stadt, damit eine gute Erreichbarkeit gewährleistet ist (weniger als 1h von Bern mit dem ÖV!)
Es ist daher kaum verwunderlich, dass später die Universität Bern ihren Ersatz für die Muesmatt Sternwarte nur einen Hügelkamm entfernt, oberhalb von Zimmerwald errichtete. Inzwischen ist auch dieser Standort gewachsen, zusätzliche Teleskope wurden hinzugefügt und er wurde in «Swiss Optical Ground Station and Geodynamics Observatory Zimmerwald» umbenannt.
Sowohl die Uecht mit Space Eye und historischer Sternwarte, sowie die Ground Station befinden sich auf dem Längenberg, welcher heute zum «Naturpark Gantrisch» gehört. Seit diesem Jahr trägt ein Teil des Naturparks das international anerkannte Label «Dark Sky Zone» (siehe Abbilung 4).
Vom 31. August bis und mit 15. November 2024 wird dieser Erfolg gefeiert. Zu den Feierlichkeiten gehört auch die «Nacht der Sterne», welche heute Freitag parkweit gefeiert wird. An diesem Abend schalten ein grosser Teil der Gemeinden im Naturpark, und sogar viele der angrenzenden Orte, die Nachtbeleuchtung komplett aus.
Dank der fast zehn Jahre umfassenden Pionierarbeit von Nicole Dahinden und dem Team des Naturparks, sind die Gemeinden innerhalb des Naturparks aber sowieso Vorreiter, wenn es darum geht, die Lichtverschmutzung aktiv zu bekämpfen.
2016 wurde das ursprünglich von Hobby-Astronom*innen & Mitarbeiter*innen der Observatorien in der Gantrisch Region angestossene Projekt vom Naturpark übernommen und seither mit grosser Ausdauer vorangetrieben. Ursprünglich wollte man primär die sogenannte «Panzerplattform» schützen, auf welcher seit mindestens 30 Jahren Star-Partys abgehalten werden.
Zu einer «Dark Sky Zone» gehört aber viel mehr als nur das Gebiet direkt in der Zone.
Dem «E0 Gebiet» in welchem es null nächtliche Lichtemissionen (EN. «No ambient lighting») gibt, ist umgeben von einem «schützenden» E1 Gebiet («Low ambient lighting»), in welchem Lichtemissionen möglichst tief gehalten werden und in der Zukunft alle Beteiligten daran arbeiten werden, diese wenn möglich noch weiter zu reduzieren.
In dieser E1 Zone liegt auch das Space Eye (siehe Abbildung 5).
Wie bereits angetönt, war die Region aber seit jeher geografisch «prädestiniert», um ein Dark Sky Area zu werden. So «schirmt die einzigartige Topografie der Region von der Lichtverschmutzung der umgebenden Städte ab», sorgt aber wohl gleichzeitig für die eher moderate Besiedelung, die sich auch heute noch beobachten lässt.
Währenddessen stellte man in den wuchernden Städten im auslaufenden 19. Jahrhundert aufgrund erster elektrischer Beleuchtungen, bereits sogenannte «skyglow» Effekte fest. Vermutlich waren es solche Effekte, die nach 1950 auch die beiden Sternwarten in Niedermuhlern bzw. Zimmerwald entstehen liessen.
Ab 1975 wurden dann erste Berichte über die (negativen) Auswirkungen von künstlichem Licht auf die Umwelt veröffentlicht. Erst Ende des 20. Jahrhunderts, als man solche negativen Auswirkungen auch für den Menschen feststellte, begann man in der Schweiz die Lichtverschmutzung zu messen (siehe auch Abbildung 6).
6. Die Entwicklungsgeschichte des künstlichen Lichts.
7. Die guten und schlechten Beispiele von unabgeschirmten und vergleichbaren, komplett abgeschirmten Beleuchtungen.
Oft wird die Notwendigkeit der starken Beleuchtung während der Nacht mit Sicherheit begründet. Dabei geht vergessen, dass endlose Nachtbeleuchtung aber auch eine Kostenfrage ist, sowohl im Bezug auf Geld als auch auf CO2-Emissionen.
Frankreich führte dementsprechend bereits 2010 ein Gesetz ein, das die Beleuchtungszeiten von Werbetafeln und Schaufenstern zeitlich begrenzte, wodurch man 2 Terawattstunden Strom und 250'000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen plante.
Man kann aber auch selbst etwas gegen Lichtverschmutzung tun. Z.B. darauf achten, nur solche Lampen-Typen zu kaufen, die ihr Licht nur nach unten abgeben (siehe Abbildung 7). Darauf ist man z.B. auch in der E1 Zone des Gantrisch Naturparks bedacht.
Der dadurch geschützte Nachthimmel kommt aber allen zugute, die die Region besuchen. So sind selbst Berufs-Astronomen vom ungestörten Nachthimmel ergriffen, wenn sie eine Dark Sky Zone besuchen. Phil Plait (auch bekannt als «Bad Astronomer») fasste die Wichtigkeit des unberührten, unverschmutzten Nachthimmels einmal folgendermassen zusammen:
«Das ganze Universum eröffnet sich uns, über unseren Köpfen. Doch wir haben diesen Reichtum aus unserem Leben verbannt.»
Dass es in der Schweiz gleich hinter der Hauptstadt eine Dark Sky Zone gibt, stellt sich nach kurzem Blick auf die weltweite Übersichtskarte der offiziell anerkannten Dark Sky Parks als ziemlich einmalig heraus (siehe Abbildung 8). Ein weiterer Grund, die einmalige Region vor den Toren von Bern wertzuschätzen und zu schützen.
Bilder
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Die historische Sternwarte noch vor dem Anbau des Schulungsraums im EG, von Süden. Aus dem Archiv der Stiftung Sternwarte Uecht.
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Willy Schaerers Frau Emilia bei der Auslotung. Aus dem Archiv der Stiftung Sternwarte Uecht.
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Das Observatorium Zimmerwald der Universität Bern. (aiub.unibe.ch/forschung/observatorium_zimmerwald/index_ger.html)
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Das Zertifikat der internationalen Dark Sky Vereinigung. (gantrisch.ch/entdecken/aktivitaeten/in-der-nacht)
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Der Naturpark Gantrisch mit den E0 & E1 Zonen. (gantrisch.ch/naturpark-gantrisch-ist-erster-dark-sky-park-der-schweiz)
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Die Entwicklungsgeschichte des künstlichen Lichts nach C. Pérez Vega.
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Die guten und schlechten Beispiele von Beleuchtungen nach B. Crelin, 2005.
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Dark Sky Pärke Weltweit und in Europa. Screenshots von darksky.org/what-we-do/international-dark-sky-places/all-places)
Quellen
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A. Verdun, ASTRONOMIE UND GEODÄSIE IN BERN - Bilddokumentation zum Doppeljubiläum 200 Jahre "Alte Sternwarte Bern" und 100 Jahre "Astronomisches Institut" der Universität Bern, Bern: Haupt Verlag, 2023.
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C. Pérez Vega, The environmental impact of artificial lighting in urban settings, Berlin: Department of Biology, Chemistry, Pharmacy of Freie Universität Berlin, 2024.
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F. Brönnimann, Wie entstand unsere Gemeinde? - 1. Teil: Die Geschichte der Besiedlung, Schwarzenburg: Gerber AG.
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F. R. Gantrisch, "Application for Designation as International Dark Sky Park «Gantrisch Dark Sky Zone»," Naturpark Gantrisch, Schwarzenburg, 2024.
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IDA & IES, "Model Lighhting Ordinance," DarkSky International, 15.06.2011. (darksky.org/resources/guides-and-how-tos/model-lighting-ordinances)
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M. Gygax und K. Schwab, "Erster Schweizer Park: Gantrisch erhält Dunkelheits-Label," SRF, 05.03.2024. (srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/erster-schweizer-park-gantrisch-erhaelt-dunkelheits-label)
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Naturpark Gantrisch, "Dark Sky Herbst Gantrisch - Erlebe den Naturpark bei Nacht," Naturpark Gantrisch, 2024. (gantrisch.ch/entdecken/aktivitaeten/in-der-nacht)
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R. Karlicek, C.-C. Sun, G. Zissis and R. Ma, Handbook of Advances Lighting Technology, Cham: Springer International Publishing, 2017.
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V. Stimac, Himmelleuchten: Der ultimative Travelguide für den Blick nach oben, mit den schönsten DARK SKY PLACES weltweit, Lonely Planet, 2019.
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